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Der Hybrid-Ingenieur

Nein, ich spreche nicht von Verbrenner-Wasserstoff-Fahrzeugen.

Nein, ich spreche nicht von hybriden Arbeitsmodellen Präsenz-Homeoffice.

Es geht mir um die Ingenieure als solches.

 

Was ist denn eigentlich ein Ingenieur? Wir tauchen in diesem kurzen Artikel nicht in die Historie, doch schauen wir mal, was wir in unserer Ausbildung alles lernen (sollen):

Die Bundesingenieurkammer schreibt zum Ausbildungsinhalt:

„Ingenieure(innen) sollen in der Lage sein, Probleme und Prozesse zu erkennen und zu strukturieren, um sie schließlich methodisch einer Lösung zuzuführen. … Sie sollen auch die weiteren, nichttechnischen Auswirkungen der praktischen Ingenieurtätigkeit in ethischer, ökologischer, kommerzieller und industrieller Hinsicht erkennen. Von Absolvent(inn)en wird erwartet, dass sie sich in ein Team integrieren können und darin Verantwortung übernehmen. Sie sollen befähigt sein, Probleme im Team zu erkennen und zu moderieren und auf andere Teammitglieder motivierend einzuwirken. Selbstmotivation und Eigeninitiative werden vorausgesetzt. Sie sollen fähig sein, komplexe fachbezogene Inhalte und die damit verbundenen Ideen, Problemstellungen und -lösungen an die jeweilige Situation angepasst formulieren und sowohl gegenüber Fachleuten als auch gegenüber Vertretern unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen argumentativ vertreten und präsentieren zu können. Absolvent(inn)en sollen auf die Anforderungen der Praxis hinsichtlich des verantwortungsbewussten Umgangs mit der Zeit sowie der zeitlichen Planung und Koordination vorbereitet sein.“ (Positionspapier, Ziele der Ingenieurausbildung, Bundesingenieurkammer 2015)

Die oben genannten Ausbildungsinhalte sind alle richtig. Und doch kommen heute sehr oft noch viel mehr Themen dazu. Globale Zusammenarbeit mit den Teams und Kollegen. Homeoffice und Präsenz (da ist es wieder „hybrides Arbeiten“). Viele Management-Aufgaben. Viel Dokumentation, die Verschiebung in Richtung IT. Viel mehr administrativen Tätigkeiten, viel mehr Organisationsaufwand und Themen, die nichts mehr mit der klassischen Problemlösetätigkeit des Ingenieurberufes zu tun haben.

Ingenieure im deutschsprachigen Raum sind heute – mehr denn je – hybride Geschöpfe. Die Zeiten, in denen ein Projektleiter für alle Randbedingungen da war und die Ingenieurin sich voll auf die Entwicklung des Produktes konzentrieren kann, die sind oftmals vorbei. Komplexe Projekte, verzweigte Projektstrukturen zehren an unseren Nerven. Agilität, Digitalisierung, sogenannte New Work, Industrie 4.0 und so weiter und so weiter. 

 

 

Die Anforderungen an moderne Ingenieure sind riesig.

 

 

Schon ein wenig ernüchternd, oder? Denn viele von uns sind doch Ingenieur geworden, um die Welt ein bisschen besser zu machen. Um einen “Impact” zu haben. Um mehr von der Welt zu verstehen, aus Interesse an den Tiefen der Technik und so weiter (hierzu gab es einen Beitrag von mir auf LinkedIn). Was machen wir denn jetzt mit unseren ganzen “warums”, wenn heute doch alles anders ist?

Ich erwarte, diese Entwicklung wird weitergehen und der Ingenieur als solches wird immer mehr in die Rolle eines Knotenpunktes, einer Schnittstelle im Unternehmen kommen. Mit dieser Aufgabe rücken auch andere Fähigkeiten in den Fokus. Die rein fachliche Kompetenz reicht uns hier nicht mehr aus. Möchten wir weiter unsere “warums” erfüllen, dann müssen wir auf Weiterbildung setzen und an unserer Entwicklung arbeiten. 

Und dies gilt sowohl für die Unternehmen als auch für den angestellten Ingenieur! Unternehmensseitig sind es ausgewogene, zielgerichtete Weiterbildungsprogramme, Mentoringkonzepte und ein ordentliches Onboarding neuer Mitarbeiter. Und ein Mindset, eine Kultur, die damit übereinstimmt und die Botschaft auch an die Belegschaft sendet. 

Für die Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen greift vor allem die Fähigkeit zur Selbstreflexion und der Wille, sich selbst weiterzuentwickeln. Kennst Du wirklich schon alle Angebote Deines Unternehmens? Engagierst Du Dich auch selbst für Deine Entwicklung? Oder wartest Du lieber ab?

Welche Themen sind es denn jetzt, die in der Schnittstellenfunktion hilfreich sind? Im nächsten Abschnitt einige Anregungen dazu.

Die Ing-Kammer beschreibt zwar was von „Zeitmanagement“ („verantwortungsbewusster Umgang mit Zeit…“), für mich ist das jedoch nicht mehr zeitgemäß. Zeit selbst lässt sich an sich nicht managen, der Tag hat 24 und nicht mehr. Was beeinflussbar ist, ist Deine Arbeit, deine private Zeit und vor allem Deine Energie dabei. Gute Struktur und Organisation unterstützen hier, sodass Du dich um die wirklich wichtigen Themen kümmern kannst. 

Schnittstelle sein heißt vor allem, kommunizieren zu können! Deine Ideen auch in die Umsetzung zu bekommen, indem die Entscheidungsträger außerordentlich gut abgeholt und zielgruppengerecht informiert werden. In der Teamarbeit gilt ähnliches. Insbesondere in global aufgestellten Teams kommst Du an guter Kommunikation, Durchsetzungsfähigkeit und auch Anpassungsfähigkeit und interkulturellem Verständnis nicht vorbei!

Wenn die Welt und ihre Projekte komplexer werden, neigen wir manchmal dazu, den Kern der Sache zu vergessen: Uns selbst. Die Themen hier: der Umgang mit Belastungen, mit Stress, Regeneration, Ausgleich. Moment, wer sind wir selbst eigentlich?  Hast Du dich schon einmal intensiv mit Deiner eigenen Persönlichkeit befasst? Mit deinen Stärken, Deiner Motivation, Deinen Antreibern?

Und dann nicht zu vergessen alles, was im Bereich Leadership anzusiedeln ist. Und ich halte es für essentiell, dass auch, wenn Dein Ziel eine Fachkarriere ist (nein, es muss wirklich nicht jeder Führungskraft werden…), Du hier Kenntnisse hast. Auch ohne disziplinarische Führung helfen Dir die Fertigkeiten in Deinem Beruf!

Auch Deine Art zu Denken wird beeinflusst. Immer wichtiger wird die Fähigkeit für unternehmerisches Denken, also die ganzheitliche Betrachtung von Sachverhalten.

Was Du Dir dazu unbedingt erhalten solltest, ist Deine Neugierde und Deine Kreativität und dem Drang, Neues zu entwickeln und Bestehendes zu verbessern! Vergiss bitte nicht, Arbeitszeit ist Lebenszeit, darum gestalte sie aktiv und bewisst. Damit es Dir als Hybrid-Ingenieur nicht so geht, wie dem armen Kerl hier unten:

Foto von Jackson Simmer auf Unsplash

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